Jedes Jahr im Frühjahr düngen die Landwirte mit Gülle ihre Acker- und Grünlandflächen und jedes Jahr stinkt das den Menschen. Im tatsächlichen wie übertragenen Sinne. Denn die Ausbringung der tierischen Ausscheidungen ist mit einem beißenden Geruch von Ammoniak und Methan verbunden. Dass es auch ohne Geruchsbelästigung geht und auch eine gewässerschonende Düngung möglich ist, demonstrierten der Arbeitskreis Landwirtschaft, Wasser und Boden im Rhein-Sieg-Kreis (ALWB) und der WTV gemeinsam bei einer Veranstaltung für Pressevertreter und interessierte Bürger auf einer Grünlandfläche von Landwirt Karl Josef Ley in Neunkirchen-Seelscheid. Natürlich war auch Nitrat ein Thema.
WTV Geschäftsführerin Ludgera Decking (Foto 2, links) erklärte in ihrer Begrüßung, dass die zunehmende Nitratbelastung des Grundwassers in vielen Teilen Deutschlands ein Problem darstelle, der Wahnbachtalsperrenverband (WTV) sich darüber in seinem Einzugsgebiet keine Sorgen machen müsse.
Dr. Ralph Krämer (Foto 3), Abteilungsleiter Einzugsgebietsschutz, wies darauf hin, dass das Ausbringen von Gülle – auch in Wasserschutzgebieten – grundsätzlich zulässig und in der Düngeverordnung geregelt sei, der WTV beziehungsweise ALWB außerdem mehr für den Gewässerschutz tue, als der Gesetzgeber vorschreibe.
Der habe festgelegt, dass keine Gülle ausgebracht werden darf, wenn die Vegetation ruht und Pflanzen keine Nährstoffe aufnehmen können (vom 1. November bis 31. Januar). Darüber hinaus, wenn der Boden wassergesättigt ist, also erkennbar kein weiteres Wasser mehr aufnimmt, überschwemmt, durchgängig gefroren oder schneebedeckt ist. „Temperatur und Bodenfeuchte müssen stimmen“, brachte Dr. Krämer die idealen Voraussetzungen auf den Punkt.
Mit Hilfe des sogenannten „Gülleschlitzers“ (Foto 4 und 5) wird der Boden aufgeschlitzt, der natürlich produzierte Dünger direkt darin eingearbeitet und mit einer Bodenschicht bedeckt. Dadurch werde nicht nur die Geruchsbelästigung auf ein Minimum, sondern auch der Stickstoffverlust deutlich reduziert. Stickstoff löse sich bei herkömmlicher Gülleverteilung mittels eines Pralltellers nämlich „nicht in Luft auf“, so Schmidt, sondern führe an anderer Stelle als Niederschlag zu unkontrolliertem Nährstoffeintrag in Böden und Gewässer.
Der ALWB berät Landwirte in den Wasserschutzgebieten des Wahnbachtalsperrenverbandes zum optimalen Einsatz von Mineral- und Wirtschaftsdünger. Hierzu werden vom ALWB durch fahrbare Bodenprobenentnahmegeräte ganzjährig Bodenproben entnommen. Die Analysenergebnisse sind die Grundlage für die weitere Düngung. Für jedes Feld und jede Boden- und Kulturart wird die für ein ausreichendes Pflanzenwachstum benötigte Düngemenge exakt bestimmt. Dabei werden die Nährstoffe aus Wirtschaftsdüngern genauso wie aus anderen Nährstoffquellen berücksichtigt.